Sonntag, 14. September 2008

Chuchichästli


Tarifa liessen wir am 11 September hinter uns. Den ersten Vorgeschmack auf die willkürlichen Preise erhielten wir beim Kauf des Tickets der Fähre. 400Euro (retour) für die jeweils 35min überfahrt Tarifa - Tanger, gut sie war die schnellste, aber 400Euro??? Das müsste günstiger gehen. Wir versuchten unser Glück in Algecira, erst bei einem vertrauenswürdigen Shop in der nähe eines mega stores - 190Euro hin und zurück! Und dann bei einem Kontainer, von denen es unzählige am Strassenrand gab. Der nette Herr schien etwas verwundert, dass er nun arbeiten muss... versuchte dann 5min das Passwort in den Computer zu tippen, öffnete eine Excel Tabelle, bei der er dauernend das gleiche Feldchen zu ändern versuchte und tippte letzt endlich 105 Euro in den Taschenrechner, druckte es aus und meinte, das wäre der Preis - one way versteht sich!
Irgendwie musste es doch seriöser sein, und so peilten wir den endlosen Hafen Algeciras an, wo einige Fährenbüros auf uns warteten - 190Euro hin & zurück war eine speical offer und die nahmen wir!
Am Nachmittag absolvierten wir unsere letzte Tarifa Session - Migi mit erfolgreichem hin und her fahren (mit Kite versteht sich!) und ich mit einer traumhaften Abendsession - die Bucht gehörte mir!

11Uhr fuhr die Fähre - aber erst musste noch um die Einfahrt gekämpft werden. Marokkaner kennen weder Schlangestehen, noch Reissverschluss und so wurde gestossen, gedrückt, ausgerufen, gedrängelt... das volle Programm! Wir erreichten trotzdem die Fähre und wie es so schön heisst, die letzten sollten die ersten sein! Wir standen an zweit vorderster Reihe bei der Einreise, und wurden von Marokkanern überrollt. Einer fuchtelte mit grünem Zettel, wollte Pass und Fahrausweise und anschliessend natürlich Geld. 5Euro - ein netter Preis für das Ausfüllen der Formalitäten. Bloss schrieb er eine falsche Nummer, was der Zöllner nicht akzeptierte. Die Dokumente mussten geändert werden, und Migi weckte den einen oder anderen auf der Tastatur schlafenden Polizisten, bis die Registrationsnummer mit Kugelschreiber im Pass geändert wurde. Die Formalitäten waren erledigt, und auf die Frage ob wir Waffen mit uns führen lächelte ich freundlich und verneinte. Die Durchfahrt schien frei, und das bereits nach 30min!!!

Des Stresses jedoch nicht genug... An der Grenzen liessen wir Europa hinter uns und damit auch die gesammten Verkehrsregeln die wir mit 18 mühsam gelernt hatten. Autos überall, rechts wird man von getjunten Mofas überholt und links tun's die klappernden Autos gleich.... und als dann im 4 spuhrigen Kreisverkehr links überholt und lauthalt gehupt wurde, die Schreibe runter ging und jemand "CHUCHICHÄSCHTLI" schrie, wussten wir, die meinen es doch gut mit uns!
Gegen Abend fanden wir in Larache sogar einen netten beinahe leeren Campingplatz, mit warmer und sauberer Dusche und Toilette - gratis!

Migi glaubte hinter jedem schwarzen Bart einen Terroristen zu sehen und musste dann eingestehen, dass wir bis jetzt von allen üblen Geschichten verschont blieben. Bis anhin wollte niemand Geld von uns, niemand haute uns über's Ohr und so langsam wich auch Migis unwohliges Gefühl. 

Le sable d'or, der Camping in Oualidia mit der netten Lagune (Kite & Surfguide sei dank!) sollte unser nächstes Ziel sein. Bereits eingecheckt, wollten wir uns erleichtern und mussten feststellen, dass die Toiletten keines Wegs akzeptabel waren und da auch die Büsche auf dem Campingplatz fehlten, checkten wir sogleich wieder aus und tuckerten Richtung Süden. Irgendwo fanden wir kurz vor Sonnenuntergang ein nettes Plätzchen mit fantastischer Aussicht auf die mega Wellen am Atlantik und bewässerten die vertrocknete Erde mit unserer Campingdusche!
Wir glaubten uns gut versteckt zu haben, jedoch die Marokkaner scheinen aufmerksamer als wir dachten. Am nächsten Morgen bekamen wir prompt Besuch von einem einheimischen, der sich in breitem Arabisch mit uns unterhalten wollten. Suiza und Scottland waren die einzigen Worte die wir verstanden und so versuchte ich unbeholfen ihm ein pain aux chocolat anzubieten - unser Frühstück. Er nahm den ganzen Sack, erzählte etwas von Ramandan und Dirham und zog von dannen.

Nun sind wir im Surf & Kitemekka Essaouira und mussten mit staunenden Augen feststellen, dass die Wellen hier höher schlagen, als wir uns gewohnt sind. Der Wind  fegt bestimmt mit 5-6 bf über die Küste, der Sand fliegt und die Wellen brechen unweit vom Ufer. Wir vertrösten uns auf Dakhla und hoffen da auf Bedingungen die unseren Ansprüchen endlich gerecht werden...! Wahrscheinlich bleiben wir bis Dienstag, da ein Belgier alleine mit dem Bus unterwegs ist. Vor uns liegen 1300km die wir so gemeinsam abspuhlen können. Leider hat er seinen Kite hier in den Wellen gecrashed und wartet nun, bis er übermorgen repariert ist! 
Auf bald, dicke Grüsse aus Essaouira!



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