Freitag, 26. September 2008

Auf nach Dakhla


1200km lagen vor uns, in einem Land wo man nicht weiss, wie weit man kommt, wie gut die Strassen sind und wo man die nächste Nacht schlafen wird. Gemeinsam mit Kristoff unserem belgischen „beatuy“ und seinem T4haben wir uns auf den Weg von Essaouira Richtung Agadir gemacht um dort ein letztes Mal in einem grossen Einkaufszentrum unsere Vorräte aufzufüllen. Marjan, das Shoppingcenter schlägt alle bekannten Dimensionen, hier kauft der Marokkaner, Waschmaschine, Computer, Kleider, Fisch und vor allem wunderbar duftende und aufgetürmte Gewürze. Unser Wagen war schnell voll, da wir wussten, dass wir uns in Dakhla bekochen lassen wollen, aber Kristoff.... der schlägt jede Frau! 15Dosen Spaghettisauce... könnte ja sein, dass es nach Agadir gar nichts mehr zu essen gibt...!

Ein letztes Mal sollte es noch MC Donald’s sein, nicht nur wegen dem bekannten Essen, auch wegen den sauberen Toiletten. Das eben begonnene Festmal nach dem Eindunkeln wegen des Ramadans musste für uns drei unterbrochen werden und es wurde nur für uns gebrutzelt!

In Agadir gibt es einen Campingplatz der eigentlich sehr zentral liegt. An einigen Strassen findet man auch Schilder dazu, nur Enden sie immer wieder, so dass wir erst nach 5x vorbei fahren den Platz gefunden haben. Irgendwie hatte jeder Recht der uns helfen wollte, denn jeder nannte ein anderes Hotel in der Nähe. Der bescheidene Platz lud nicht auf Dusche und Toilette ein, so wurde hinter den Büschen gepinkelt, aber bei 57Dirham (5.70Euro) für 3Personen und 2 Autos kann man nicht mehr viel sagen.

1000kam lagen noch immer vor uns und so langsam wurde gerechnet, ob wir es mit einer Übernachtung hinkriegen könnten. Die Strassen sind in gutem Zustand und ausserhalb darf man auch 100km fahren, jedoch vor jeder Ortschaft, auch wenn man sie nicht gleich als Ortschaft erkennt, sollte Vorsicht geboten sein. Bei jeder Ortseinfahrt wird man kontrolliert; Pass, Fahrzeugausweis und manchmal sogar die grüne Versicherungskarte wird verlangt und registriert. Hat man Pech, zeigt der Polizist seine Geschwindigkeitsmesspistole und will 400Dirham (20Euro), egal wie schnell man war... Danach ist alles Verhandlungssache; Manchmal machen sie auf guten Polizist und „mach das nie wieder „und erlassen die Busse, manchmal heisst es „200 pour moi, 200 pour toi“ tja und selbst wenn man die Geschwindigkeit einhält, so können sie einem noch immer Büssen wenn man nicht direkt beim Stoppschild anhält, sondern erst direkt vor dem Posten. Die Kreativität muss man den ansässigen Polizisten schon lassen. 300Dirham haben sie uns abgeknüpft.

Ein Dorf erkennt man jeweils am Abfall der herumliegt und noch nie eine Entsorgungsstelle gesehen hat. Man fragt sich, was die Menschen hier eigentlich tun, aber vielleicht finden wir es auf der Rückreise heraus, wenn kein Ramandan mehr ist und die Menschen wieder geschäftiger sind.

Irgendwann ist es nur noch heiss, sandig und drückend und freut sich wenn der Abend hereinbricht und man den nächsten Ort für die Übernachtung suchen muss. Bereits beim Eindunklen fanden wir ein Schild „ ->4.5km Camping Luc et Martine“ Wir folgten dem Schild über die Schotterpiste in die Dunkelheit und fanden Hassan, den Campingwächter. Luc und Martine, zwei Belgier, sind verreist, der Campingplatz sei geschlossen und er hätte keinen Schlüssel zu den Sanitären Anlagen. Aber wir dürfen dort bleiben, und erklärt noch „toilet ici“ und zeigt in die nahe Natur!

Hassan’s Französisch war sehr bescheiden und so haben wir mit Händen und Füssen gesprochen.

Am nächsten Tag nahmen wir die zweite Hälfte der 1000km unter die Räder und die Strasse führte teils der Küste entlang. Dort findet man immer wieder kleine Zelte, wo die Saharian’s Fischen, ihren Fang trocknen und mit in die Wüste nehmen. Kamele weiden auch hin und wieder, wobei man sich fragt, was die an den vertrockneten Büschen so mögen...

Kurz vor dem Eindunklen erreichen wir endlich die lang ersehnte Lagune – oder eben Kiterparadise in DAKHLA! Kristoff schnallt sich das Kiteboard unter die Füsse und gönnt sich eine kurze Session, bevor es die Dunkelheit nicht mehr zulässt. Während wir die „auberge –de-nomades-du-sahara“ inspizieren und sie für gut befinden. Es ist ein einfaches Camp, mit kleinen Bungalows, warmer Dusche und sauberen Toiletten. 10Euro kostet Früstück, Mittag – und Abendessen. Mehr brauchen wir nicht. Französischkurs ist inklusive, da hier nur Franzosen ihr Kitekönnen aufpolieren!

Migi’s Surfzeug scheint langsam zu versanden – er wurde doch ein Kiter!!! Das Kiteboard haben wir bereits in Essaouira Second Hand gekauft und die Kites sind ja alle vor Handen. Höhelaufen war noch nie ein Problem, Toeside (oder eben Switch – na ja verkehrt rum halt!) wird auch schon beherrscht und bald macht er sich an die ersten Sprünge. Die Lagune ist einzigartig: Superflach, konstanter Wind und enorm viel Platz.

Ich versuche nicht zu hoch hinaus zu springen, da die ungekonnte Landung eher Hart sein kann... aber heute war eine Tolle Session – schaut doch die Bilder an, sie sprechen für sich!

Hier bleiben wir noch bis Ende Monat – Ende Ramadan. Danach sollte ganz Marokko wieder normal funktionieren und dann werden wir sehen, wo es uns hintreibt!

Sonntag, 14. September 2008

Chuchichästli


Tarifa liessen wir am 11 September hinter uns. Den ersten Vorgeschmack auf die willkürlichen Preise erhielten wir beim Kauf des Tickets der Fähre. 400Euro (retour) für die jeweils 35min überfahrt Tarifa - Tanger, gut sie war die schnellste, aber 400Euro??? Das müsste günstiger gehen. Wir versuchten unser Glück in Algecira, erst bei einem vertrauenswürdigen Shop in der nähe eines mega stores - 190Euro hin und zurück! Und dann bei einem Kontainer, von denen es unzählige am Strassenrand gab. Der nette Herr schien etwas verwundert, dass er nun arbeiten muss... versuchte dann 5min das Passwort in den Computer zu tippen, öffnete eine Excel Tabelle, bei der er dauernend das gleiche Feldchen zu ändern versuchte und tippte letzt endlich 105 Euro in den Taschenrechner, druckte es aus und meinte, das wäre der Preis - one way versteht sich!
Irgendwie musste es doch seriöser sein, und so peilten wir den endlosen Hafen Algeciras an, wo einige Fährenbüros auf uns warteten - 190Euro hin & zurück war eine speical offer und die nahmen wir!
Am Nachmittag absolvierten wir unsere letzte Tarifa Session - Migi mit erfolgreichem hin und her fahren (mit Kite versteht sich!) und ich mit einer traumhaften Abendsession - die Bucht gehörte mir!

11Uhr fuhr die Fähre - aber erst musste noch um die Einfahrt gekämpft werden. Marokkaner kennen weder Schlangestehen, noch Reissverschluss und so wurde gestossen, gedrückt, ausgerufen, gedrängelt... das volle Programm! Wir erreichten trotzdem die Fähre und wie es so schön heisst, die letzten sollten die ersten sein! Wir standen an zweit vorderster Reihe bei der Einreise, und wurden von Marokkanern überrollt. Einer fuchtelte mit grünem Zettel, wollte Pass und Fahrausweise und anschliessend natürlich Geld. 5Euro - ein netter Preis für das Ausfüllen der Formalitäten. Bloss schrieb er eine falsche Nummer, was der Zöllner nicht akzeptierte. Die Dokumente mussten geändert werden, und Migi weckte den einen oder anderen auf der Tastatur schlafenden Polizisten, bis die Registrationsnummer mit Kugelschreiber im Pass geändert wurde. Die Formalitäten waren erledigt, und auf die Frage ob wir Waffen mit uns führen lächelte ich freundlich und verneinte. Die Durchfahrt schien frei, und das bereits nach 30min!!!

Des Stresses jedoch nicht genug... An der Grenzen liessen wir Europa hinter uns und damit auch die gesammten Verkehrsregeln die wir mit 18 mühsam gelernt hatten. Autos überall, rechts wird man von getjunten Mofas überholt und links tun's die klappernden Autos gleich.... und als dann im 4 spuhrigen Kreisverkehr links überholt und lauthalt gehupt wurde, die Schreibe runter ging und jemand "CHUCHICHÄSCHTLI" schrie, wussten wir, die meinen es doch gut mit uns!
Gegen Abend fanden wir in Larache sogar einen netten beinahe leeren Campingplatz, mit warmer und sauberer Dusche und Toilette - gratis!

Migi glaubte hinter jedem schwarzen Bart einen Terroristen zu sehen und musste dann eingestehen, dass wir bis jetzt von allen üblen Geschichten verschont blieben. Bis anhin wollte niemand Geld von uns, niemand haute uns über's Ohr und so langsam wich auch Migis unwohliges Gefühl. 

Le sable d'or, der Camping in Oualidia mit der netten Lagune (Kite & Surfguide sei dank!) sollte unser nächstes Ziel sein. Bereits eingecheckt, wollten wir uns erleichtern und mussten feststellen, dass die Toiletten keines Wegs akzeptabel waren und da auch die Büsche auf dem Campingplatz fehlten, checkten wir sogleich wieder aus und tuckerten Richtung Süden. Irgendwo fanden wir kurz vor Sonnenuntergang ein nettes Plätzchen mit fantastischer Aussicht auf die mega Wellen am Atlantik und bewässerten die vertrocknete Erde mit unserer Campingdusche!
Wir glaubten uns gut versteckt zu haben, jedoch die Marokkaner scheinen aufmerksamer als wir dachten. Am nächsten Morgen bekamen wir prompt Besuch von einem einheimischen, der sich in breitem Arabisch mit uns unterhalten wollten. Suiza und Scottland waren die einzigen Worte die wir verstanden und so versuchte ich unbeholfen ihm ein pain aux chocolat anzubieten - unser Frühstück. Er nahm den ganzen Sack, erzählte etwas von Ramandan und Dirham und zog von dannen.

Nun sind wir im Surf & Kitemekka Essaouira und mussten mit staunenden Augen feststellen, dass die Wellen hier höher schlagen, als wir uns gewohnt sind. Der Wind  fegt bestimmt mit 5-6 bf über die Küste, der Sand fliegt und die Wellen brechen unweit vom Ufer. Wir vertrösten uns auf Dakhla und hoffen da auf Bedingungen die unseren Ansprüchen endlich gerecht werden...! Wahrscheinlich bleiben wir bis Dienstag, da ein Belgier alleine mit dem Bus unterwegs ist. Vor uns liegen 1300km die wir so gemeinsam abspuhlen können. Leider hat er seinen Kite hier in den Wellen gecrashed und wartet nun, bis er übermorgen repariert ist! 
Auf bald, dicke Grüsse aus Essaouira!



Freitag, 5. September 2008

Hablas espagnol?

Eigentlich sollte Migi’s Geburtstag nicht im Auto verbracht werden, was bei unserem Tempo der Reise eher schwierig war. Zwei Nächte liessen wir es uns gut gehen und bewegten uns nur mühsam aus dem Camping in Hosegor bei Biarritz. Die Hitze war für unser, vom Norden kommendes Empfinden, erdrückend. Auch der Wind blieb aus und so blieb uns nichts anderes übrig, als in den klimatisierten Outlets von Quicksilver & co. zu stöbern. Die Kreditkarte wurde nicht gezückt, denn der sandige Ramsch lud nicht wirklich zum ausrüsten ein.

André und Oli (oder auch „1818 – hier werden sie geholfen“ genannt) zeigten uns das Nachtleben der Teenieszene in Hossegor was wohl nicht viel anders abläuft, als bei uns!

Am 31. 8. hing endlich die von Migi lange ersehnte Hängematte. Eigentlich hätte bereits zu hause eine gekauft werden müssen. Jedoch die Zeit vor der Abreise war zu knapp und anderes viel wichtiger. Als dann an der Atlantikküste alle paar Meter eine hing, und die Dinger sehr bequem sind, wurde es schwierig Migi hin zu halten, damit mein schon vor langer Zeit gekauftes Geschenk nicht überflüssig wurde. Nun hängt sie überall und wird rege benutzt!

Beinahe unvermeidbar war die Weiterreise am 31. Aber wir hielten uns kurz und tuckerten über die offene Grenze nach Spanien und wünschten uns einen netten und sauberen Campingplatz am Meer. Gefunden haben wir einen erhöhten, abgelegenen Campingplatz: unten das rauschende Meer, dahinter bimmelnde Zigen. Migi’s Beachvolleyall versuch liess uns mit weiteren Tieren der Gegend Bekanntschaft schliessen. Der Ball entschied sich, das eine der beiden Löcher in der Hecke zu nehmen und beim grasenden Torro vorbei den Hang hinunter zu rollen um irgendwo im Gebüsch zum stillstand zu kommen. Die Hörner des Torros weckten nicht viel Vertrauen und so versuchten wir das Territorium von unten zu betreten. Nicht wissend, dass dort ein abgerichteter Hund an einer Leine auf nette Gäste vom Campingplatz wartet um sein Fett auf den Rippen zu vermehren. Die Aktion wurde abgebrochen und der Ball, seinem Schicksaal überlassen... L

1000km standen am folgenden Tag an – einmal quer durch Spanien – vorbei an Madrid. Man beachte den schlafenden Migi und die fahrende Nadja – alle vorherigen Eindrücke vom Chauffeur Migi sollten nun der Vergangenheit angehören! Im übrigen bevorzugt Migi auch die 4Spurige Autobahn rund um Madrid zu fotografieren anstelle mich durch den dichten Verkehr zu lotsen. Wie auch immer, wir erreichten das Mittelmeer kurz nach dem Eindunkeln. Nun war Tarifa nur noch 150km entfernt, ein Katzensprung nach dieser langen Spaniendurchquerung!

Momentan befinden wir uns am hintersten Ende des langen Strandes in Tarifa, auf dem Camping las dunas, unweit vom Strand! Die Sonne scheint, der Wind bläst – uns geht es ausgezeichnet! Migi hat sogar seine ersten Kiteübungen mit dem neuen 7bner Ozone light geflogen, ein bisschen Bodydrag geübt und festgestellt, dass sein Surfzeug einfach viel zu sperrig ist, um es bis an den Strand zu schleppen... Aber bei viel Wind – wie gestern – nahmen wir es auf uns und hatten beide viel Spass auf dem gut besuchten Wasser! Wie mag es bloss im Sommer sein, wenn noch mehr Verkehr hier ist?

Für alle unhooked.ch Besucher: Es bliess eine 5, der Sand flog am Strand, ich flog einen 9er Waroo und war heil froh, als es am Ende nochmals auffrischte wieder Sand unter den Füssen zu haben. Auch die schweren Jungs wechselten auf einen 9er! Migi surfte mit einem Neilpryde zone 5.3 und einem 108 Liter Fanatic Hawk – mit sattem Wind!

Die hinterste Ecke des Campings gehört uns - eine nette Ecke mit viel Schatten, Hängematte und wenig Nachbarn – bis gestern: 3 Autos luden ein Rudel Jungs mit Zelten aus, direkt vis-à-vis. Wir dachten an ein Klassenlager, aber als die Erwachsenen den Zündschlüssel drehten und ihre Autos Richtung Ausfahrt bewegten, ahnten wir Schlimmes... wir sollten Recht behalten. Nach einer feinen Pizza (Ronny’s Beschreibung sei Dank) fanden wir die Truppe laut singend vor ihren Zelten und die Bitte eines Nachbars sie sollten doch ruhig sein, wurde ignoriert. Punkt 23 Uhr (Ruhe Zeit auf dem Platz) kurvte Capo vorbei. Nun hätte man Spanisch verstehen sollen.... Wortfetzen flogen, 10minuti verstanden wir und das spanische Temperament entfaltete sich zum Besten. Wow, die müssen abreisen haben wir gehofft, wir lagen falsch.... Die Jungs verzogen sich laut jolend an den Strand – und kehrten einige Stunden mit dem selbem Temperament zurück. Petflaschen flogen durch die Gegend, es wurde mitten in der Nacht lauthals telefoniert wobei man sich fragt, was die dauernd in derartiger Lautstärke einander mitzuteilen haben? Das geht 24Stunden so... Die Kidz schienen nicht begriffen zu haben... Der Capo holte sie früh morgens aus den Zelten – wir konnten nicht mal ausschlafen, und waren ein weiteres Mal mitten drin statt nur dabei! Leider bestand unser Spanisch ein weiteres Mal aus viel Hoffnung, dass die Jungs nun abgeholt und an den Ohren gezogen nach Hause müssen – sie sind noch immer hier!

Wir trösten uns, dass wir noch weitere 2 Monate zum ausschlafen haben, mehr als mancher Leser von euch!!! Hasta luego!